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Nachtzug Hanoi - Lao Cai
#1
Nach langem Warten möchte ich euch nun doch noch an einem besonderen Eisenbahnerlebnis meines mittlerweile letztjährigen Urlaubs ein wenig teilhaben lassen.

Es handelt sich dabei um eine recht interessante Fahrt mit dem sogenannten "Green Train" von Hanoi entlang des Roten Flusses nach Lao Cai, einer Grenzstadt zu China im Norden Vietnams. Für die ca. 350 km werden ca. 10 Stunden Fahrzeit eingeplant - mit 35km/h Durchschnittsgeschwindigkeit für vietnamesische Verhältnisse eine recht schnelle Möglichkeit zu reisen.

[Bild: attachment.php?attachmentid=13592]

Gefahren wird auf 1000mm-Schmalspur, kleine Loks ziehen bis zu 20 Schlafwagen der Klasse "Soft-Sleeper" auf einer zumeist eingleisigen Strecke. Jeder Zug schleppt einen lauten und stinkenden Generatorwagen mit, der die Klimaanlagen im Zug betreibt...

Zunächst ein paar Bilderlinks zum Rollmaterial:
Green Train-Waggons - Hard-Seater (Tageszug)
Lok

Mehr Bilder werd ich heute abend noch nachreichen... was mich vor allem fasziniert hat, war der (geschätzte) 30"-Flachbildfernseher in JEDEM Abteil!

Die Fahrt beginnt schon recht abenteuerlich durch die Hanoi'er Innenstadt. Eingleisig schlängelt sich der Zug durch Häuserschluchten, die so eng ans Gleis gebaut sind, dass man den Anwohnern ins Wohnzimmer schauen kann. Ein kurzer Abschnitt führt sehr nah am bzw. fast durch das militärische Sperrgebiet der Zitadelle...

Entlang des roten Flusses gibt es dann relativ wenig zu begutachten - zwar eine sehr schöne Landschaft, jedoch in erster Linie ein Agrargebiet mit Reisfeldern, die sich mit Lotusteichen und Hanffeldern (!) abwechseln.

Von Lao Cai ging es weiter nach Sa Pa, einem Städtchen im Hoang Lien Son-Gebirge, wo es einige noch sehr traditionell lebende "Eingeborene" (u.a. Hmong) gibt. Bei Interesse kann ich ja hier noch ein wenig weiter ausholen.

Richtig abenteuerlich wurde die Rückfahrt - in der Nacht zuvor war ein Zug entgleist und hatte aufgrund er eingleisigen Strecke den kompletten Fahrplan durcheinander gebracht. Also schonmal am Bahnhof von Lao Cai ein Riesenchaos unter den besorgten Touris, die sich schon teilweise am Bahnhof übernachten gesehen hatten. Jedoch mit 3 Stunden Verspätung ging es dann los, was mir als notorischen Spätaufsteher sogar lieber war, da wir sonst um 05:00 Planankunft in Hanoi gehabt hätten. Auf der Strecke haben wir dann nochmals 2 Stunden Verspätung aufgesammelt was allerdings von der Vietnamesischen Bahn recht gut gelöst wurde:
Bei einem Halt ein 2 Stunden vor Hanoi wurde Kistenweise Nudelsuppe (Pho Bo - das tradionelle Frühstück) eingeladen und gratis an die Passagiere verteilt. Gekocht wurde mit dem Heisswasser des Boilers und die Folge war ein sehr geselliges Frühstück von Touris und Einheimischen am Gang...

Noch ein paar Infos zur Strecke:
Gebaut 1910 von der französischen Kolonialmacht - mehr oder weniger im Originalzustand erhalten. Also relativ baufällig das Ganze... einige andere vietnamesische Strecken wurden deshalb schon eingestellt. Früher ging die Bahn sogar noch weiter ins chinesische Kunming, wo aber schon seit geraumer Zeit keine Verbindungen mehr gefahren werden können. Derzeit ist aber zumindest von chinesischer Seite ein Bauvorhaben zur Wiederherstellung im Gange.
Gefahren wird einmal am Tag mit einem Hard-Seater-Zug - als wirklich Hard-Seater auf Holzbank und z.T. nur Gittern statt Fensterscheiben. Dieser Zug fungiert so quasi als Regionalzug und bleibt in jedem Kaff stehen, was zu einer Fahrzeit von über 12 Stunden führt.
In der Nacht hingegen ist richtig Action - 5-6 Züge (nur Soft-Sleeper) pro Richtung fahren ab Hanoi bzw. Lao Cai im 20 Minutentakt los um Touris in die Berge zu bringen...

Wie gesagt... mehr Bilder folgen heute abend...


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04.04.2014 - AT - Innsbruck - P.M.K.
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#2
Klingt ja sehr interessant, hast auch Bilder vom Inneren dieser Schlafwägen?
Liegt man da wirklich weich oder heißen die nur so? Meine letzte nachtzugfahrt von Zürich nach Wien hätte ich eher als "hard sleeper" eingeordnet Big Grin
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#3
Wie versprochen noch ein paar Bilder - meine bessere Hälfte hat im Normallfall ein sehr schönes Gesicht, steht allerdings nicht wirklich auf zu sehr Internetpräsenz, deshalb etwas verundeutlicht...

[Bild: attachment.php?attachmentid=13602]

Bahnstrecke vom Bahnhof Richtung Norden - hier "donnern" die Züge mit bis zu 20 Waggons durch

[Bild: attachment.php?attachmentid=13603]

"Green Train" von Hanoi nach Lao Cai am Bahnhof von Hanoi

[Bild: attachment.php?attachmentid=13605]

Zugabteil mit dem für Vietnam obligatorischen Sony-Flat-TV

[Bild: attachment.php?attachmentid=13606]

Eigentlich recht kuschlige Betten mit einem Verrückten drinnen Wink

[Bild: attachment.php?attachmentid=13607]

Green Train am frühen morgen am Bahnhof von Lao Cai - nur 2 km von der chinesischen Grenze entfernt


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#4
Wow

Sieht hoch interessant aus! Vitnam + Flachbildfernseher im Zug? (hab ich verpasst wie Vietnam zum reichsten land der Welt wurde?)
Auf jeden Fall danke vielmals für die schönen Bilder!!!

Ich beneide dich Wink

Xelofino

P.S: Hat irgendjemand interesse am Glacier Express aus der Schweiz?
"Fallen ist keine Schande, aber liegen bleiben."
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#5
Also Vietnam ist zwar viel, aber ganz sicher nicht das reichste Land der Welt. Allerdings ist das Land in einem sehr starken Aufschwung (v.a. da mittlerweile schon viele Firmen von China nach Vietnam und Cambodia abwandern, da China zu teuer wird) und das zeigt sich halt im Land.
Gerade Unterhaltungselektronik bekommt in dieser Situation einen ganz starken Stellenwert - so wie hierzulande oft das Auto als Statussymbol verwendet wird ist es in Süd-Ost-Asien der Laptop/Fernseher/ipod oder ähnliches, da man damit einen gewissen Reichtum ausdrücken kann, während Autos für den Normalbürger einfach noch unerschwinglich sind (ein studierter Fremdenführer verdient ca. 4€ am Tag...)

Glacier-Express - immer her mit den Stadler-Wagen Big Grin
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#6
Und die Züge sind ja offensichtlich auch wenn vlt. ab und zu mal Einheimische paar Restplätze bekommen ausschließlich für Touristen gebaut worden - daß hier nur englische und keine vietnamesischen Aufschriften auf den Waggons zu sehen sind spricht ja schon Bände Big Grin
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#7
Zitat:Und die Züge sind ja offensichtlich auch wenn vlt. ab und zu mal Einheimische paar Restplätze bekommen ausschließlich für Touristen gebaut worden - daß hier nur englische und keine vietnamesischen Aufschriften auf den Waggons zu sehen sind spricht ja schon Bände

Würde ich jetzt nicht mal sagen - wir waren gerade in der Zeit des vietnamesischen Nationalfeiertags - also einem der höchsten Feiertage - am Weg... also Nationalfeiertag noch Hanoi und dann am nächsten Tag in die Berge, und da waren eigentlich schon sehr viele Einheimische im Zug (wir selbst hatten ein vietnamesischen Pärchen im Abteil, das dann allerdings auf mit einem österreichischen Mädl und einem Vietnamesen getauscht hat)

Das mit dem englischen ist in Vietnam genau gleich wie bei uns - InterCityExpress oder RailJet sind ja auch nicht nur für Touristen gebaut...
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#8
Wie habt ihr euch denn dort verständigt? Können die alle Englisch? Oder könnt ihr etwa Vietnamesisch - nee oder?

Und was lief auf den flatscreens? Gabs da "internationale Sender" - cnn oder so? Oder alles auf vietnamesisch?
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#9
Zitat:Original von Lemuria
[quote]

Das mit dem englischen ist in Vietnam genau gleich wie bei uns - InterCityExpress oder RailJet sind ja auch nicht nur für Touristen gebaut...

Das erstaunt mich doch sehr zumal da ja schon das Problem besteht die lateinische Schrift überhaupt lesen zu können und nachdem Vietnam ja bis 1954 französische Kolonie war und der spätere Krieg mit den USA wohl nicht zur Popularität des Englischen beigetragen haben dürften, wäre ich davon ausgegangen, daß von den westlichen Sprachen eher noch immer das Französische verbreitet wäre aber vielleicht lieg ich da ja falsch Rolleyes
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#10
Die Kommunikation war zu 80% Englisch, 15% Hände und 5% Füsse Wink Vietnamesisch können/konnten wir natürlich nicht, wobei es sehr angenehm war, dass sie dort die europäischen Schriftzeichen benutzen (mit ein paar Abwandlungen und Strichen mehr). Dadurch haben die Wörter auf Schildern usw. einen gewissen Wiedererkennungswert...

Was auch noch interessant war, ist eine gewisse Ähnlichkeit zum Französischen (=Kolonialmacht bis 1945), so heisst z.B. Bahnhof auf Französisch "gare" und auf Vietnamesisch "ga".

Den Fernsehern habe ich weitestgehend nicht wirklich Beachtung geschenkt. Wenn mal in einem Restaurant oder in einer Bar ein Fernseher gelaufen ist, waren es zumeist chinesischen Seifenopern....

Hier noch der Wikiartikel über Vietnam auf vietnamesich - wer was versteht, darf sich ein Gebäude gerendert wünschen Wink
http://vi.wikipedia.org/wiki/Vi%E1%BB%87t_Nam
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